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(09.03.2022)

Facebook fragt mich: "Was machst Du gerade?"
Hm, das frage ich mich gerade auch.
Ich habe jetzt den Montag mit den Nachbereitungen der ersten Fahrt verbracht. Am Dienstagmorgen bin ich sofort wieder durchgestartet. Ich habe einen sehr guten Kontakt vor Ort: Die Lage an den Grenzen hat sich (wie erwartet) extrem verschlimmert. Die Auffanglager werden mit Linienbus-Fahrten nach Warschau und in weitere polnische Städte entlastet. Dennoch sind 20.000 Menschen in der letzten Nacht über die Grenze gekommen und die Kapazitäten vor Ort reichen nicht.
 
Die Busse stehen hier.
Die Fahrer wollen wieder losfahren.
Alisa, die Dolmetscherin würde ebenfalls gerne wieder helfen.
Brigitte Hinse würde wieder die Bestände prüfen, frische Dinge zukaufen und die Versorgung für den nächsten Bus vorbereiten.
Silvana, Notfallsanitäterin aus Dessau ebenso wie Antje aus Frankfurt wären auch wieder bereit.
Die Maut-Boxen, die uns das Busunternehmen Elpers - für uns umprogrammiert - zur Verfügung gestellt hat, dürfen noch bei uns verbleiben.
Die Spenden reichen (locker) für weiteren Diesel und zusätzlichen Proviant.
 
Innerlich hatten wir uns hier also darauf vorbereitet, am Wochenende wieder loszufahren und Sonntag die nächsten 50 Menschen wieder in menschenwürdige Umgebung zu bringen.

Aber: Die provisorisch eingerichtete Aufnahmestelle in Ahlen wurde bereits am Dienstag wieder geschlossen.
Das zentrale AUFNAHME-Lager in Unna nimmt nur Flüchtende auf, die denen vom Land NRW zugewiesen wurden.
Ebenso verhält es sich mit dem Lager in Dorsten.
Dem Land NRW habe ich mit Email vom 28.02. schon laaange meine Hilfe angeboten.
Die haben sich für das Angebot am 07.03. bedankt und angekündigt, sich wieder zu melden.
Wann ? Wenn die Planungen soweit sind. Aha.
 
Mit aller mir zur Verfügung stehender Energie (und alle, die mich kennen, wissen, dass ich sehr energisch werden kann), habe ich gestern und heute versucht, die Rathäuser und das Kreishaus dazu zu bewegen, die Aufnahmestelle in Ahlen wieder zu öffnen, zumal die Infrastruktur dort ja innerhalb weniger Stunden in einem enormen Kraftakt aufgebaut wurde.
 
Ich habe versucht, unseren MdL Daniel Hagemeier und unseren MdB Henning Rehbaum dafür zu gewinnen, als Mediator zwischen mir und den Behörden zu vermitteln. Soweit ich weiß, haben sie ihr möglichstes getan.
 
Ich habe einen alarmierenden Brief an alle Beteiligten geschrieben.
 
Das WDR Fernsehen war heute weitere 2 Stunden hier, bevor sie dann zum Rathaus gefahren sind. Bericht folgt Montag...
 
Ein anonymer, privater Spender wollte 12.000 Euro für die Wiederöffnung von Ahlen und die Wiederaufnahme der Arbeit vor Ort bezahlen.

All das: Vergeblich.

Die Kreisverwaltungen und die Rathäuser dürfen uns die nächste Fahrt nicht verbieten, möchten sie aber auch nicht unterstützen.
 
Es müsse koordinierter ablaufen, da müssten Strukturen her, so ginge es nicht.
Wenn wir jetzt weiterhin in 50er Gruppen Flüchtende holen, diese dann in die Familien gäben, dann würde im Zeitraum x irgendwann das Land NRW auch so weit sein, dass das Land die Zuweisungen nach Ennigerloh und in weitere Gemeinden des Kreises anordnen würden und dann gäbe es eine Überschneidung zwischen den Rückläufern aus den Familien und den neu zugewiesenen vom Land.
Hm. Ein Argument. Am 28.02. hieß es allerdings noch: Es gäbe Wohnungen, aber die seien noch neu, nicht gestrichen und erst Recht nicht möbliert. Übergangsweise könnten die Familien privat helfen, oder?
Auf die Frage, was genau denn (noch) koordinierter ablaufen müsse, bei welchen Strukturen wir -aus der freien Wirtschaft- ggffs. noch unterstützend mitwirken könnten, WAS genau also nun jetzt SOOO chaotisch war, hören wir Hinweise zum Krankenversicherungsstatus oder ähnliches.
 
Die Politiker dieses Kreises stellen gerade unter Beweis, dass sie in dieser Frage sehr viel Zusammenhalt und Einigkeit präsentieren.
 
In meinen Augen geschieht dies auf dem Altar der humanitären SOFORT-Hilfe und sehr zu Lasten der polnischen Auffanglager und natürlich in allererster Linie zu Lasten der so hart getroffenen ukrainschen Menschen, hier vor allem Frauen und Kinder.
 
Aber: DIE (Nächsten-) Liebe findet eben immer einen Weg.

Auch vorbei an den Mauern deutscher Bürokratie.

Über die evangelische Freikirche WAF ist der Kontakt zu Pastor Peter Vogel in Schloß-Holte entstanden. Dieser hat aktuell 25 Geflohene in einer Kirche in Lviv (Lemberg), die er bis Samstag IRGENDWIE über die uns schon bekannte Grenze Korczowa bringen will. Hier habe ich ja inzwischen vor Ort auch Kontakte.
Für diese 25 hat er bereits feste Unterkünfte in privaten Haushalten.
 
Morgen vormittag versucht er, für weitere 15-25 Menschen, Herbergen finden.
 
Wenn seine weiteren Bemühungen erfolglos verlaufen, müssten WIR hier die Ärmel hochkrempeln und schauen, ob die privaten Familien im Kreis WAF vielleicht noch weitere 25 Menschen aufnehmen können. Ein Arzt aus Stromberg hat mir für deren medizinische Erstuntersuchung seine Hilfe zugesagt.
 
Wenn es uns (der evangelischen Freikirche Schloß Holte und Warendorf, sowie die Freunde und Bekannten der Firma Kottenstedte) also gelingt für weitere 15-25 Personen Unterkünfte zu finden, wäre die Evakuierung mit einem Bus am kommenden Wochenende auch ohne die Hilfe unserer Behörden gesichert.
 
Wer wie wir (meine Kollegen und ich) die Zustände auf der ukrainischen Seite gesehen und "erlebt" hat, denkt anders über diese Situation und will helfen. Ohne Einschränkungen und SOFORT.
 
Wer also noch Unterbringungsmöglichkeiten hat, oder hier liest und jemanden kennt, der darüber gesprochen hatte, Menschen aufzunehmen, meldet sich bitte per MAIL an mich: anne@kottenstedte.com

Wir geben nicht auf.
Wir werden diesen Menschen weiter helfen.
Wir werden Schritt für Schritt, Woche für Woche sehen, was und wo wir noch etwas tun können.
 
Und? Ich werde nicht länger an den Türen der Häuser klopfen, die ursprünglich für die Anliegen von uns europäischen Bürgerinnen und Bürger gebaut wurden. Rathäuser und Kreishäuser.
Dennoch möchte ich noch einmal erwähnen, dass die Ereignisse vom letzten Wochenende grundsätzlich ein Beweis für die Leistungsfähigkeit eben jener Verwaltung gewesen ist. Dafür haben sie meinen uneingeschränkten Respekt und Dankbarkeit, dass unsere ersten drei Busse nicht leer zurück kommen mussten.

Wer gläubig ist, wird gebeten, für die Fliehenden zu beten.
Wer aufnehmen kann, (auch längerfristig) wird gebeten, aufzunehmen.
Wer Geld spenden möchte, um diejenigen zu unterstützen, die aufgenommen haben, kann Geld spenden.
Wer statt meiner, an besagte Türen klopfen möchte? Wir sind schließlich ein freies Land. ;-)
 

 
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